Textiles Juwel

 

Novecento aus der Kollektion Emozioni di Milano von ardecora. Foto: ardecora

Edel, nobel, elegant, glamourös – bereits seine Attribute zeugen von der Erhabenheit dieses Stoffes. Verlours, Französisch für Samt, ist der Stoff, der Kaiser und Könige kleidete. Ein Synonym für Luxus. Das ehrwürdige Material gehört mit zu den It-Pieces 2015 im Interior-Design. Zeitgemäß interpretiert, setzt man mit dem kostbaren Stoff ein Statement. Nur was macht diesen Stoff so besonders?

Das Samtige am Velours ist sein Flor, in der Fachsprache auch Pol genannt, beschreibt es die Stoffkunde von Zimmer + Rohde. Die Herstellungstechnik sei heute im Prinzip noch dieselbe wie einst in Venedig: Dicht eingezogene Längsfäden (die Polkette) werden beim Weben im Webstuhl über dünne Ruten gelegt, erfahren wir. Dadurch entstehen Schlingen, die dann aufgeschnitten werden und so den Flor bilden. Moderne Webautomaten lassen Samte auch aus den Schussfäden entstehen oder aus zwei Gewebelagen, die in einem gewebt und später auseinander geschnitten werden.

Velours_Samt

Kostbare Variationen
Über die Jahrhunderte entwickelte die Samtweberzunft verschiedene Variationen des kostbaren Stoffes: Seidensamt ist bis heute eine schillernde Kostbarkeit. Bei Reliefsamten hebt sich das Muster als Flor von einem glatten Gewebegrund ab. Luxus pur strahlt der Samtbrokat aus. Er ist mit zusätzlichen silbernen oder goldenen Metallfäden veredelt.
Eine glänzende Erscheinung ist der Genua-Samt. Er erhält seine Musterung durch Satin-Bindung und der Flor bildet den Fond. Der Utrecht-Samt, auch Velours d’Utrecht, besteht aus glänzendem Mohair. Sein schimmerndes Muster erhält der Prägesamt durch heiße Walzen.

Geschichte des Samt
Im Mittelalter von den Venezianern im Orient entdeckt, eroberte das edle Gewebe schon bald ganz Europa. 1247 gründete sich die erste Samtweberzunft in Italien. Sie blieb über Jahrhunderte führend in der Herstellung des kostbaren Stoffes, der in der damaligen Modewelt wie in der Raumgestaltung absolut Trend war.